Auch Herzen müssen entkalkt werden

Ein versteinertes Herz gibt es nicht nur im Märchen. In den Herzgefäßen kann sich Kalk ablagern, der hart wie Stein wird und so den Blutfluss behindert. Die Gefahr: Herzinfarkt. Mit einem innovativen Verfahren lassen sich diese Verkalkungen beseitigen.

Nieren- oder Gallensteine behandeln Mediziner schon seit langem mit Stoß- und Schockwellen und zertrümmern sie von außen. Jetzt kommt eine ähnliche Methode auch bei Herzbehandlungen zum Einsatz. Prof. Dr. med. Fikret Er, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Rhythmologie und Intensivmedizin am Klinikum Gütersloh: „Mit diesem Verfahren können wir durch Kalk verengte Gefäße so öffnen, dass der Blutfluss wieder möglich ist. Auf diese Weise können wir Patienten minimal-invasiv mit dem Katheter behandeln, bei denen das sonst nicht möglich gewesen wäre.“

Die Kalk-Verengungen sind bei manchen Patienten hart wie Stein. Das hat zur Folge, dass eine lebensrettende Behandlung mit einer künstlichen Gefäßstütze wie dem „Stent“ nicht möglich ist. Wenn die Kalk-Ablagerungen nicht behandelt werden, steigt das Risiko für einen Herzinfarkt.

Möglich macht die Behandlung durch Ultraschallwellen ein neues Werkzeug, ein sogenannter Lithotrypsiekatheter. Über einen kleinen Zugang am Handgelenk führen die Mediziner einen extrem dünnen Kunststoffschlauch in die Arterie ein. Durch diesen Katheter führen sie einen Draht, der einen Mini-Ballon bis an die verkalkte Stelle im Herzen bringt. In dem Ballon befinden sich Ultraschallkristalle. Diese werden durch elektrische Energie angeregt und schwingen. Die Energie zertrümmert die Kalkablagerungen. Für den Patienten ist das Verfahren sehr schonend. Die Behandlung dauert nicht länger als zwei Minuten und ist schmerzfrei.

Das Herzkatheter-Labor im Klinikum Gütersloh setzt bewusst auf innovative Verfahren. Prof. Dr. med. Fikret Er: „In den vergangenen Jahren hat sich die Technik im Bereich der Kardiologie rasant weiterentwickelt, immer mehr komplexe Untersuchungen und Eingriffe sind möglich, ohne dass sich die Patientinnen und Patienten einer Operation unterziehen müssen.“ In der Regel können die Patienten das Krankenhaus nach einer Nacht Beobachtung am Folgetag wieder verlassen.

Das Klinikum Gütersloh behandelt im Bereich Kardiologie im Jahr etwa 5.000 Patientinnen und Patienten und macht über 3.000 Herzkatheteruntersuchungen mit unterschiedlichen Verfahren.

Möglich wird die Shockwave-Behandlungsmethode durch eine Spende von Unternehmerin Rita Lübke aus Rheda-Wiedenbrück, die selbst nach einem Herzinfarkt im Klinikum behandelt wurde. Zu ihrem Geburtstag hat sie ihre Gäste um Spenden statt Geschenke gebeten. Mit diesem Geld konnte das Klinikum das neue Gerät finanzieren.

Die innovative Technologie hat den Hersteller auch wirtschaftlich erfolgreich gemacht. Der US-Konzern Johnson & Johnson hat das Medizintechnik-Unternehmen Shockwave Medical in diesem Jahr für über 13 Milliarden Dollar gekauft.

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